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Realschule ist jetzt „Schule mit Courage“

Realschule ist jetzt „Schule mit Courage“

 

Foto: Heribert Brinkmann

Annette Eßer als Putzfrau Achnes Kasulke und Schülersprecherin Dilay Calli haben am Ende der Feierstunde in der Aula das Schild enthüllt. Es soll am Haupteingang einen Ehrenplatz finden.

 

Als erste weiterführende Schule in Nettetal wurde die Realschule jetzt als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zertifiziert. 85 Prozent der Schüler haben die Bewerbung unterstützt. Wie es jetzt weitergeht.

Von Heribert Brinkmann

NETTETAL | | Die Realschule in Kaldenkirchen ist jetzt Mitglied im Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Schulrat Thomas Mohr brachte die Urkunde aus Berlin mit, das Schild auf einer Staffelei auf der Bühne war noch unter einem Regenbogen-Tuch verdeckt, bis Putzfrau Achnes Kasulke und Schülersprecherin Dilay Calli das Schild enthüllten.

Als Patin wählte die Schule Annette Eßer, die aus dem WDR durch ihre Rolle als Putzfrau Achnes Kasulke und als Büttenrednerin im Karneval bekannt ist. „Im Karneval kommen die unterschiedlichsten Menschen zusammen. Es ist egal, wer du bist, alle feiern und stehen zusammen. Ich wünsche mir, dass unsere Gesellschaft so bunt ist wie der Karneval. Deshalb habe ich die Patenschaft übernommen“, erklärt Annette Eßer. Sie hat übrigens die Realschule selbst besucht und dort vor 35 Jahren ihren Abschluss gemacht. „Die Idee, dem Netzwerk beizutreten, kam uns im vergangenen Jahr, weil wir einen Artikel über das Schulnetzwerk gelesen hatten. Unsere Schule wird von Kindern mit unterschiedlicher Herkunft und Kindern mit ganz unterschiedlichen Lernbedarfen besucht. Wir möchten allen Kindern die gleichen Chancen auf Teilhabe an der Gesellschaft vermitteln“, sagt Lehrerin Lina Holz.

Die Realschule besuchen Mädchen und Jungen aus 23 Nationen. Alle 21 Klassen haben sich mit einem Land besonders auseinandergesetzt. Zum Festtag am 1. Oktober waren alle Klassen mit einem „Markt der Nationen“ auf dem Schulhof präsent und haben dort Spiele, Musik oder Spezialitäten ihrer jeweiligen Länder präsentiert. SV-Lehrerin Verena Karpowitz ist vom Engagement aller Klassen „sehr angetan“.

Schulleiter Jürgen Sczyrba erinnerte sich an das Jahr 2015, in dem viele Flüchtlingskinder an die Schule kamen, die meisten von ihnen ohne Deutsch-Kenntnisse. Die Integration dieser Kinder und Jugendliche sei gut gelaufen: „Wir sind bereits eine Schule ohne Rassismus.“ Aber gerade der Titel Schule mit Courage ist eine Verpflichtung. „Wie wollen wir leben? In einer Welt, in der die Menschenrechte für alle gelten – oder in einer, in der es immer auch darauf ankommt, wo man herkommt, wie man aussieht und was man so hat oder nicht hat?“, fragt Sczyrba und gibt direkt seine Antwort: „In einer Welt, in der die Menschenrechte für alle gelten!“. Daher habe sich die Realschule Nettetal auf den Weg gemacht und sich für den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ beworben.

Damit es zur Titelvergabe kommt, mussten mindestens 70 Prozent der am Schulleben beteiligten Menschen sich dafür aussprechen, aktiv zu werden gegen Rassismus und sich dafür einzusetzen, dass Projekte durchgeführt werden, um Diskriminierungen und Rassismus zu überwinden. Das Votum der Realschule Nettetal war deutlich: Rund 85 Prozent der Schüler, Lehrer, Integrationshilfen und aller anderen Mitarbeiter haben sich dafür ausgesprochen, eine Courage-Schule zu werden.

Zum besonderen Titel gratulierte Bürgermeister Christian Küsters (Grüne) persönlich. Er dankte den Schülern für ihr Engagement und forderte sie auf, auch die restlichen 15 Prozent zu überzeugen. Die Schule im Wettbewerb begleitet hat auch Tristan Osterfeld vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Viersen. Dazu gehört auch die Koordinierungsstelle Extremismusprävention (KoEx). Er ist gespannt, welche Projekte zum Thema an der Realschule entwickelt werden: „Das Schild ist kein Preis, sondern vielmehr eine Aufgabe für Euch“, so Osterfeld in der Aula. Als Erstes geht es für die Lehrer weiter. Verena Karpowitz kündigte für nächste Woche eine Lehrerfortbildung an. Themen dabei würden sein: Wie auf Stammtischparolen reagieren? Was tun gegen Antisemitismus, Rassismus und Homophobie?

 

Link zur Veröffentlichung der Rheinische Post:  https://rp-epaper.s4p-iapps.com/artikel/1065163/20327839